Nr. 002: Beerdigung
Gestern, am 11. Juli 2020 ca. 15:30 Uhr, habe ich Coco beerdigt.
Anwesend waren Nadeschda, Heidi und Anjali (per WhatsApp-Video-Call).
Die Trauerfeier war kurz und irgendwie zu kurz, zu schnell, zu hektisch ... Ich war überfordert. Wollte eine schöne kleine Trauerrede halten, das ist mir nicht geglückt, nur wenige Worte des Dankes für 35 Jahre, nichts aus seinem langen, ereignisreichen längeren. Ich war überfordert von der Abschiedssituation, der Anwesenheit der anderen Menschen, war total aufgewühlt, habe mir seine Standard-Pfeiffmelodie auf der Shakuhachi abgequält (hörte sich schräg, grausig an), tja, die Stimmung war irgendwie nicht sonderlich feierlich. Auch die technischen Umstände (WhatsApp-Call, misslungenes Video) waren störend, aber eben auch notwendig, in erster Linie für Anjalis Teilhabe, das war für sie und auch für mich letztlich unverzichtbar ...
Das Davor war ganz ok, das Danach auch.
Am Ende war ich froh, als Cocos Grab mit Erde gefüllt und verschlossen war.
Vielleicht war es einfach zu viel, ich war Organisator, Bestatter, Mediabeauftragter, Trauerredner und trauernder Partner/Angehöriger, habe es (aus meiner Sicht) einfach nicht geschafft, Coco auf seiner letzten Reise so zu begleiten, wie ich es mir gewünscht hätte. Habe auch vergessen, die exakten Ecken des Grabes zu markieren, so kann es auch 30 cm weiter links oder rechts oder vorn oder hinter der jetzt vermuteten Position liegen.
Dummerweise hab ich mir bisher auch noch keine Gedanken über eine endgültige Grabgestaltung gemacht, lediglich eine grobe Vorstellung eines kleinen Grabsteins konnte ich bisher entwickeln. Ich werde also Grabbepflanzung, Grabstein und eine eventuelle Einrahmung im Lauf der nächsten Tage und Wochen sich Schritt für Schritt entwickeln lassen. Ich wollte ihn auch noch ein kleines Holzschiff mit ins Grab legen, auch dass habe ich vergessen, so wird das Schiffchen halt irgendwie auf statt im Grab umher segeln (müssen).
Hier in der Wohnung ist es jetzt einfach schrecklich ohne Coco. Es ist schrecklich einsam. Abgesehen vom Badezimmer ist jedes Zimmer, nahezu jede Ecke von seiner Ausstrahlung geprägt. Nach wie vor ist er irgendwie "da", und weil er es dann doch nicht ist, fehlt er (mir) umso mehr.
Geh ich ins Schlafzimmer, sehe ich dort zuerst die von meinen Eltern geerbte Truhe, in der der große Plastiksack mit seinem Käfigeinstreu gelagert ist. Im Korb hinter der Tür liegen noch ein Kilo Amazonen-Spezialfutter sowie etliche Handvoll Bio-Walnüsse, wovon er täglich als Betthupferl von einer Nuss die größere und ich die kleinere Hälfte verspeiste.
Im Flur neben der Tür zum ersten Wohnzimmer springt mir sofort die Ecke ins Auge, in der er sich öfters putzte und Maniküre betrieb.
Gerade (2:32 Uhr) war ich in der Küche, habe die nun nur meine und jetzt ganze Walnuss verspeist und noch 2 Erdbeeren dazu. Cocos tägliches Nachtmahl war 1. die halbe Walnuss, 2. Obstschälchen mit 3 Ringen Banane und 2 weiteren Obstsorten der Saison, 3. ein paar Körner, zum Schluss dann einige Schluck Wasser. Eine tägliche Walnuss und ein wenig Nachtobst werde ich ab heute an seiner Statt übernehmen. Die Küchentür ist offen, das Licht brennt. Licht in der Küche um diese Zeit gab es nicht mehr seit Jahrzehnten, abgesehen von den sehr wenigen Malen, an denen ich aufgrund von zu exzessiven Drogenexzessen vergessen hatte, das Licht auszumachen. Die Tür allerdings war seit über 30 Jahren um diese Zeit immer zu, nur unterbrochen von blitzschnellen, klammheimlichen Kühlschrankbesuchen, die dann meistens mit einem kurzen Flügelflattergeräusch kommentiert wurden.
Nach Nussgenuss und den 2 Erdbeeren trinke ich jetzt noch ein kaltes Bier (statt Wasser).
Habe gestern zur "Feier des Tages" meine Resthaare auf 5mm Länge gekürzt.
Fühle mich unsicher und wackelig auf den Beinen. Bin geschafft, habe aber keine Lust zu schlafen.
Im Fernsehen läuft gerade Codename: Geronimo, ein Terroristen-Thriller, immerhin spannend und halbwegs "anspruchsvoll", über das letzte Kapitel des Lebens und Sterbens des Osama bin Laden. Ich könnte noch umschalten zu "Betthupferl in Oberbayern - Die Jungfrauen von Bumshausen". Ich denke, ich bleibe bei der Terroristenjagd.
Das Bier macht mich müde.
Habe Appetit, bin aber noch pappsatt von Cocos Leichenschmaus beim Italiener. Würde trotzdem gerne noch irgendwas essen, bin aber zu faul. Der Kühlschrank ist randvoll, und mir fallen fast die Augen zu. Im Fernseher wird rumgeballert, andauernd explodiert was, es nervt, diese bescheuerte Militärsprache "Lagebericht - over ..." jetzt tolle, wirklich tolle Filmmusik. Ein Hahn kräht. Der Haupthero Stunner (Cam Gigandet) schleift total zugedröhntes, vollnacktes, zu schlankes Blondchen ins Bad, setzt sie ins Waschbecken und dreht das kalte Wasser auf. Kurzer Ausflug nach Bumshausen. Skulptur einer Nackten mit der Figur einer Zehnkämpferin. Nacktes Weibchen und nacktes Männchen rennen in einen See und planschen drin rum. Jetzt haben ihnen drei bekleidete Weibchen die Klamotten geklaut. Nacktes Männchen und Weibchen steigen gemeinsam in ein altes Fass ohne Boden und tippeln derart bedeckt zurück ins Dorf. Zurück nach Afghanistan. Oh ja! Dort gibt's gerade Schokoladenkuchen! Schokolade hätte ich ja, sogar griffbereit. Aber Schokolade mit Bier? Eher nicht ... 3:26, bin müde, mag aber noch nicht ins Bett. Werde in Afghanistan bleiben bis zu Osamas letaler Entnahme (4:30 Uhr) und dann ins Bett.
Gehe doch nochmal in die Küche, hole Salami und Emmentaler, ein letztes Häppchen, passt besser zum Bier. In der Küche der Kletterbaum - leer. Der Käfig - leer, und nicht abgedeckt, warum auch. Das alte, grüne, schon etwas zerfetzte Abdeckhandtuch bleibt an heute im Wohnzimmer. Coco ist nicht mehr da - und kommt nie wieder.
Anwesend waren Nadeschda, Heidi und Anjali (per WhatsApp-Video-Call).
Die Trauerfeier war kurz und irgendwie zu kurz, zu schnell, zu hektisch ... Ich war überfordert. Wollte eine schöne kleine Trauerrede halten, das ist mir nicht geglückt, nur wenige Worte des Dankes für 35 Jahre, nichts aus seinem langen, ereignisreichen längeren. Ich war überfordert von der Abschiedssituation, der Anwesenheit der anderen Menschen, war total aufgewühlt, habe mir seine Standard-Pfeiffmelodie auf der Shakuhachi abgequält (hörte sich schräg, grausig an), tja, die Stimmung war irgendwie nicht sonderlich feierlich. Auch die technischen Umstände (WhatsApp-Call, misslungenes Video) waren störend, aber eben auch notwendig, in erster Linie für Anjalis Teilhabe, das war für sie und auch für mich letztlich unverzichtbar ...
Das Davor war ganz ok, das Danach auch.
Am Ende war ich froh, als Cocos Grab mit Erde gefüllt und verschlossen war.
Vielleicht war es einfach zu viel, ich war Organisator, Bestatter, Mediabeauftragter, Trauerredner und trauernder Partner/Angehöriger, habe es (aus meiner Sicht) einfach nicht geschafft, Coco auf seiner letzten Reise so zu begleiten, wie ich es mir gewünscht hätte. Habe auch vergessen, die exakten Ecken des Grabes zu markieren, so kann es auch 30 cm weiter links oder rechts oder vorn oder hinter der jetzt vermuteten Position liegen.
Dummerweise hab ich mir bisher auch noch keine Gedanken über eine endgültige Grabgestaltung gemacht, lediglich eine grobe Vorstellung eines kleinen Grabsteins konnte ich bisher entwickeln. Ich werde also Grabbepflanzung, Grabstein und eine eventuelle Einrahmung im Lauf der nächsten Tage und Wochen sich Schritt für Schritt entwickeln lassen. Ich wollte ihn auch noch ein kleines Holzschiff mit ins Grab legen, auch dass habe ich vergessen, so wird das Schiffchen halt irgendwie auf statt im Grab umher segeln (müssen).
Hier in der Wohnung ist es jetzt einfach schrecklich ohne Coco. Es ist schrecklich einsam. Abgesehen vom Badezimmer ist jedes Zimmer, nahezu jede Ecke von seiner Ausstrahlung geprägt. Nach wie vor ist er irgendwie "da", und weil er es dann doch nicht ist, fehlt er (mir) umso mehr.
Geh ich ins Schlafzimmer, sehe ich dort zuerst die von meinen Eltern geerbte Truhe, in der der große Plastiksack mit seinem Käfigeinstreu gelagert ist. Im Korb hinter der Tür liegen noch ein Kilo Amazonen-Spezialfutter sowie etliche Handvoll Bio-Walnüsse, wovon er täglich als Betthupferl von einer Nuss die größere und ich die kleinere Hälfte verspeiste.
Im Flur neben der Tür zum ersten Wohnzimmer springt mir sofort die Ecke ins Auge, in der er sich öfters putzte und Maniküre betrieb.
Gerade (2:32 Uhr) war ich in der Küche, habe die nun nur meine und jetzt ganze Walnuss verspeist und noch 2 Erdbeeren dazu. Cocos tägliches Nachtmahl war 1. die halbe Walnuss, 2. Obstschälchen mit 3 Ringen Banane und 2 weiteren Obstsorten der Saison, 3. ein paar Körner, zum Schluss dann einige Schluck Wasser. Eine tägliche Walnuss und ein wenig Nachtobst werde ich ab heute an seiner Statt übernehmen. Die Küchentür ist offen, das Licht brennt. Licht in der Küche um diese Zeit gab es nicht mehr seit Jahrzehnten, abgesehen von den sehr wenigen Malen, an denen ich aufgrund von zu exzessiven Drogenexzessen vergessen hatte, das Licht auszumachen. Die Tür allerdings war seit über 30 Jahren um diese Zeit immer zu, nur unterbrochen von blitzschnellen, klammheimlichen Kühlschrankbesuchen, die dann meistens mit einem kurzen Flügelflattergeräusch kommentiert wurden.
Nach Nussgenuss und den 2 Erdbeeren trinke ich jetzt noch ein kaltes Bier (statt Wasser).
Habe gestern zur "Feier des Tages" meine Resthaare auf 5mm Länge gekürzt.
Fühle mich unsicher und wackelig auf den Beinen. Bin geschafft, habe aber keine Lust zu schlafen.
Im Fernsehen läuft gerade Codename: Geronimo, ein Terroristen-Thriller, immerhin spannend und halbwegs "anspruchsvoll", über das letzte Kapitel des Lebens und Sterbens des Osama bin Laden. Ich könnte noch umschalten zu "Betthupferl in Oberbayern - Die Jungfrauen von Bumshausen". Ich denke, ich bleibe bei der Terroristenjagd.
Das Bier macht mich müde.
Habe Appetit, bin aber noch pappsatt von Cocos Leichenschmaus beim Italiener. Würde trotzdem gerne noch irgendwas essen, bin aber zu faul. Der Kühlschrank ist randvoll, und mir fallen fast die Augen zu. Im Fernseher wird rumgeballert, andauernd explodiert was, es nervt, diese bescheuerte Militärsprache "Lagebericht - over ..." jetzt tolle, wirklich tolle Filmmusik. Ein Hahn kräht. Der Haupthero Stunner (Cam Gigandet) schleift total zugedröhntes, vollnacktes, zu schlankes Blondchen ins Bad, setzt sie ins Waschbecken und dreht das kalte Wasser auf. Kurzer Ausflug nach Bumshausen. Skulptur einer Nackten mit der Figur einer Zehnkämpferin. Nacktes Weibchen und nacktes Männchen rennen in einen See und planschen drin rum. Jetzt haben ihnen drei bekleidete Weibchen die Klamotten geklaut. Nacktes Männchen und Weibchen steigen gemeinsam in ein altes Fass ohne Boden und tippeln derart bedeckt zurück ins Dorf. Zurück nach Afghanistan. Oh ja! Dort gibt's gerade Schokoladenkuchen! Schokolade hätte ich ja, sogar griffbereit. Aber Schokolade mit Bier? Eher nicht ... 3:26, bin müde, mag aber noch nicht ins Bett. Werde in Afghanistan bleiben bis zu Osamas letaler Entnahme (4:30 Uhr) und dann ins Bett.
Gehe doch nochmal in die Küche, hole Salami und Emmentaler, ein letztes Häppchen, passt besser zum Bier. In der Küche der Kletterbaum - leer. Der Käfig - leer, und nicht abgedeckt, warum auch. Das alte, grüne, schon etwas zerfetzte Abdeckhandtuch bleibt an heute im Wohnzimmer. Coco ist nicht mehr da - und kommt nie wieder.
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