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Nr. 008: Danke

Liebster Coco, ich danke dir für dein Vertrauen, deine Hingabe, deine Gesellschaft, deine Treue, deine Zärtlichkeit, den Sinn, den du mir gegeben hast, den Halt, der du für mich warst, die bedingungslose Liebe, zu der du mich befähigt hast. Nun bist du gegangen - und all das mit dir.

Nr. 007: Für immer

"Ich bin immer für dich da", sagte der Papagei. Dann starb er.

Nr. 006: 350 Gramm

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Das Gefühl, wie sein Fuß meinen Finger umschließt, sein Gewicht auf meiner Hand, wie er meinen Finger in seinen Schnabel nimmt, behutsam, seine kleine, weiche Zunge meinen Finger abtastet ... Die Gewissheit, dass ich das nie wieder spüren werde - das tut weh. Habe heute seinen Grabstein beschliffen und die Inschrift graviert. Sein letztes Essen waren ein paar Granatapfelkerne, die er mir am Abend vor seinem Todestag aus den Fingern naschte, einzeln, Kern für Kern.

Nr. 005: Scheisse

Der Coco tut mir so unendlich leid. So sehr musste er sich quälen bei seinem Tod. Ich denke mir das ein wenig schön, indem ich mir einbilde, dass seine Qual noch länger hatte dauern können und mit der Vorstellung, dass es besser für ihn ist, dass er sein Leiden - wie lang und schlimm es auch gewesen sein mag - hinter sich hat. Wenn ich an seinen Tod denke, rede ich mit ein, dass er immerhin viele Jahre lang ein außergewöhnlich schönes Leben hatte und hoffe nur, dass er es auch so empfunden hat. Fast jeden Tag habe ich ihn mit teils mehr, teils weniger originellen Schmusekoseworten bedacht, die in keinem Wörterbuch zu finden sind, Schnurzelmax, Schnauzlipurz, Quunzlibanz, jeden Tag ein neues Wort, mindestens. Eine Benennung allerdings hat sich seit einigen Monaten immer öfter wiederholt: Vogello. Das hat sich irgendwie und ungeplant zunehmend als alternativer Rufnahme verfestigt. Ich gestalte mir seine Abwesenheit ertragbar, indem ich mir einrede, es wäre schlimmer für ihn gewes

Nr. 004: Ablenkung

Gestern (Montag) hatte ich abends Besuch von meinen Nachbarn Gerrit und Claudia. Das war total nett. Ich mag die beiden sehr, beide sind ganz großartige und außergewöhnliche Menschen, wie man sie nur selten findet. Manchmal ist mir gar nicht bewusst, wie viele tolle Menschen um mich rum sind, die mir obendrein auch noch sehr zugetan sind - warum auch immer. Wir saßen im Garten, Gerrit hat Wasser getrunken, da er heute eine Darmspiegelung absolvieren musste. Gerrit ist 27, war früher ein internationales Top-Model, hat Morbus Bechterew und Morbus Crohn, ist der hilfsbereiteste und uneitelste Mensch, den man sich vorstellen kann, außerordentlich intelligent, grundehrlich und hat seine Modelkarriere vor einigen Jahren in die Tonne getreten, weil er das Business unerträglich fand. Über seine schwere Gesundheitsproblematik kommt kein Wort der Klage über seine Lippen. Claudia ist 38, heute Narkose- und früher Intensivkrankenschwester. Sie hat jahrelang Lebens- und Sterbensabgründe erlebt

Nr. 003: Leere

Alleine essen. Wie traurig. Mir fehlt das Gefühl seiner Füße auf meiner Hand. Es fehlt das Gefühl, wie er meiner Hand betritt, sein Gewicht, 300 Gramm Sinn, 300 Gramm Halt. Mir fehlt das Spüren seiner Federn, seines Schnabels, seines Auges an meiner Nase und an meinen Lippen, das Gefühl, wie er meinen Finger in seinem Schnabel nimmt, die Berührung seiner weichen, kleinen Zunge. Mir ist schlecht. Mit ist kalt. Ich fühle mich ausgelaugt, leer. Die Wohnung ist leer, das Leben ist leer, alles ist leer. Ich fühle mich überflüssig, ungebraucht, allein. Ich bin müde.